Kellogg Insight - Die gegenwärtige Zunahme der Ein-Prozent-Superreichen
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Finance Economics Policy Juli 5, 2011

Die gegenwärtige Zunahme der Ein-Prozent-Superreichen

Die wachsende Kluft zwischen den Superreichen und dem Rest der Bevölkerung

Based on the research of

Steven Kaplan

Joshua Rauh

Nur wenige verstehen, wie die Kluft zwischen dem reichsten 1 Prozent und dem Rest der US-amerikanischen Bevölkerung in Verlauf der letzten wenigen Jahrzehnte dermaßen wachsen konnte. Und eigentlich ist es alles andere als offensichtlich, wer diese Ein-Prozenter sind. Anfang 2000 richtete sich das Augenmerk auf die wachsenden Gehälter der Topmanager börsennotierter Unternehmen wie Home Depot und Oracle. Aber laut Wirtschaftswissenschaftler Joshua Rauh, Dozent für Finanzen an der Kellogg School of Management, und Steven Kaplan, Professor an der Universität von Chicago, lohnt sich ein genaueres Hinsehen. Schließlich machen die Topmanager herkömmlicher Unternehmen nur 5 Prozent der obersten 0,01 Prozent der reichsten Personen in den USA aus—eine Untergruppe, deren Mitglieder 2004 jeweils ein Mindesteinkommen von 7,2 Millionen Dollar hatten.

Vielmehr2 finden sich zunehmend „Wall Street“ Beschäftigte—einschließlich Investmentbanker und Manager von Hedgefonds, Anlagefonds und Private-Equity-Fonds—unter den Mitgliedern der reichsten Klasse. Nach Rauh und Kaplans Bericht überschreitet das Jahreseinkommen der 25 Topinvestoren in Hedgefonds zusammengenommen das kombinierte Einkommen der 500 Topmanager des S&P 500 Index. 2004 betrug diese Summe 6,3 Milliarden Dollar, und sie ist seitdem ständig weiter gestiegen. „Schon im Jahr 2007 haben die fünf Topinvestoren wahrscheinlich mehr verdient als die 500 Manager börsennotierter Unternehmen in den USA zusammengenommen haben“, sagt Rauh.

Deshalb ist es gänzlich ungerechtfertigt, sich allein auf Manager von Großunternehmen zu konzentrieren. „CEOs der im S&P500 gelisteten Großunternehmen sind wegen der öffentlichen Wahrnehmung ihres Einkommens ganz schön unter Beschuss geraten“, sagt Rauh, „aber  über einen längeren Zeitraum hinweg betrachtet, ist ihr Anteil an den Spitzeneinkommen relativ konstant geblieben, während die Gruppen an der Wall Street drastisch hinzugewonnen haben.“

Auf den Spuren des Reichtums
Es ist schon immer schwierig gewesen, detaillierte Auskünfte über die Einkünfte der Wall-Street-Glücksspieler zu erhalten. Während börsennotierte Unternehmen die Gehälter ihrer Führungskräfte der US-Börsenaufsichtsbehörde ‚Securities and Exchange Commission‘, melden müssen, halten sich Investmentbanken mit Informationen über die Gehälter ihrer Angestellten bedeckt.

Die Autoren verwendeten eine sorgfältige Datenanalyse in Kombination mit statistischen Modellen, um das Einkommen der Wall-Street-Manager zu schätzen. Sie verglichen anhand der Geschäftsberichtszahlen die Gesamtausgaben einer Firma mit der Anzahl der leitenden Direktoren. In Interviews fanden Rauh und Kaplan heraus, dass leitende Direktoren von Investmentgesellschaften typischerweise über 500.000 Dollar pro Jahr verdienen und dass mindestens ein Viertel der Manager ein Jahreseinkommen von mehr als 2,5 Millionen hat. Dies war eine der vielen Tatsachen, die sie für die Kalibrierung ihrer Schätzungen verwendeten. Mit ähnlichen Analysemethoden berechneten sie die Gehälter anderer Gutverdiener wie Unternehmensanwälte, Spitzensportler und berühmter Persönlichkeiten. Sie schätzten die Gehälter von Unternehmensanwälten, indem sie den Gewinn der Anwaltskanzlei auf die Partner und Nicht-Partner verteilten.

„An Gehaltsdaten für Einzelpersonen außer den fünf höchsten Managern börsennotierter Unternehmen kommt man nicht leicht ran“, erklärt Rauh. „Wir haben sehr viel mit Modellen gearbeitet, die darauf basierten, was wir von Einkommensberatern erfahren und durch Untersuchung der Gehaltsverteilung herausgefunden haben. Die wichtigste Feststellung bei Investmentbanken und Anwaltskanzleien war, dass wachsende Profite unter einer gleichbleibend kleinen Zahl von Geschäftsführern und Partnern aufgeteilt wurden. Das bedeutet, dass es eine Reihe von Einzelpersonen gibt, die sehr viel Geld verdienen.“

„Wir waren von den Ergebnissen überrascht“, fügt er hinzu. „Natürlich schien es uns vernünftig,  dass die uns bekannten Leute an der Wall Street viel verdienen, aber wir hatten keine Ahnung, dass die 25 Top-Hedgefonds-Investoren mehr verdienen als die 500 Top-CEOs des S&P 500.“

Nun kann man keinesfalls behaupten, dass die CEOs börsennotierter Unternehmen ins Armenhaus umziehen mussten. Etwa 3.500 Topmanager börsennotierter Unternehmen verdienen jährlich über 1 Million Dollar (genauso wie etwa 17.000 Wall-Street-Beschäftigte).

Abstand wird größer
Zusammen verdienen Top-CEOs, Spitzensportler und Unternehmensanwälte weitaus mehr Geld als noch vor 10 Jahren; dies geht weit über inflationsbedingte Erhöhungen hinaus. So verdiente ein durchschnittlicher Berufssportler 1995 in den USA 780.000 Dollar; 2004 waren es schon 1,85 Millionen. Während diese Gutbezahlten weiterhin zu den immer exklusiveren 0,01 Prozent der reichsten Amerikaner zählen, scheinen Ärzte, Strafverteidiger und erfolgreiche Unternehmer einen kleineren Teil der Spitzengruppe auszumachen. 1994 gehörte man schon mit einem Jahreseinkommen von 3,2 Millionen zu den 0,01 Prozent der Bestverdiener; inzwischen benötigt man dazu schon 7,2 Millionen. Und bei den allerreichsten 0,001 Prozent ist der 1994 geltende „Eintrittspreis“ von einem Jahreseinkommen von 13 Millionen in zehn Jahren auf 31 Millionen gestiegen.

„Es gibt eine Reihe von Theorien, die versuchen, den Zuwachs der letzten Jahre zu erklären“, sagt Rauh. Anstatt den Schwerpunkt auf Steuervergünstigungen, veränderte Gehaltsgrenzen oder die Ausbeutung von Arbeitern und Angestellten zu setzen, hat nach Meinung von Rauh und Kaplan der Zuwachs eher mit einer Mischung aus verbesserter Technologie und Können zu tun. „Das Können talentierter Sportler kann heutzutage auf profitablere Weise ausgenutzt werden“, erklärt Rauh. „Alex Rodriguez‘ ‚Home Run‘ Schlagfertigkeiten als Spitzenbaseballspieler für die New York Yankees begeistert wesentlich mehr Leute als je zuvor möglich war, und er fordert seinen Anteil an den dadurch erzielten Profiten.“

Laut Rauh gilt dieses Prinzip auch für Wall Street. „Verbesserte Technologien ermöglichen, dass ein Team mit einer bestimmten Größe und Anzahl von Teammitgliedern mit bestimmten Fähigkeiten größere Geldbeträge verwalten kann“, sagt er. „Obwohl die Anzahl der Personen, die Transaktionen durchführen und Geld verwalten, insgesamt zugenommen hat, sind die Geldbeträge, um die es dabei geht, weitaus stärker gewachsen.“ Diese Theorie, dass es durch Technologie möglich wird, vorhandene Fähigkeiten auf immer größere Kapitalmengen und andere Ressourcen anzuwenden, kann erklären, warum die Spitzenverdiener verschiedener Gruppen—Anwälte, Sportler und Investmentbanker—ungeachtet ihrer unterschiedlichen Geschäftswelten ihr Einkommen so immens vergrößert haben.

„Auf die Frage, was zum Anstieg bei den höchsten Einkommen beiträgt, lautet die Antwort: Einzelpersonen, die gut im Geldverdienen sind, können jetzt ihr Können und ihre Fähigkeiten auf größere Kapitalmengen anwenden“, sagt Rauh. „Davon profitieren einige Gruppen mehr als andere, und ganz deutlich profitiert Wall Street davon ganz besonders.“

Featured Faculty

Member of the Department of Finance faculty between 2009 and 2012

About the Research

Kaplan, Steve and Joshua Rauh. 2010. “Wall Street and Main Street: What Contributes to the Rise in the Highest Income.” Review of Financial Studies. 23(3): 1004-1050.

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